Studienfahrt Auschwitz/Krakau 2022 (12.12.-16.12.2022)

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts hatte die Oberstufe (Klassen 11-13) die Möglichkeit, die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu sehen und somit ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Ein herzlicher Dank geht dabei zunächst an die die Fahrt veranstaltende Brücke|Most-Stiftung in Kooperation mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung für die Vorbereitung und Organisation unsere Studienreise nach Polen, insbesondere durch Herrn Jarosch. Des Weiteren danken wir den begleitenden Referenten Herrn Taubner, Herrn Zinnow und den Lehrenden Frau Zeipert, Herrn Dirlic, Herrn Pietzsch und Herrn Schirmer.

Nach der langen Fahrt nach Oswiecim am Montag haben wir eine kleine Einführungsrunde in die Thematik gemacht. Wobei wir die Erwartungen an die folgenden Tage äußern konnten.

In dem Vernichtungslager Auschwitz verloren über eine Millionen Menschen ihr Leben. Der Massenmord an Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, Polen und politischen Gegnern des NS-Regimes stellt eine dunkle Zeit in der Weltgeschichte dar. Um uns selbst einen Eindruck von dem Lager und der Geschichte zu machen, besichtigten wir das sogenannte Stammlager „Auschwitz I“ am darauffolgenden Tag.

Dieser schöne sonnige und winterliche Tag war ein starker Kontrast zu der unmenschlichen Geschichte dieses Ortes. Die Reiseführerin begleitete uns durch die Steinbaracken, zeigte uns viele Originalbilder aus den Jahren 1940 bis 1945 und konnte uns viele Informationen zu einzelnen Gefangenen geben. Besonders beeindruckend war unter anderem ein Buch, in dem unzählige Namen von Opfern festgehalten wurden (Bild 1). Aber auch die Ausstellung vom Eigentum der Gefangenen war schockierend, wie zum Beispiel ihre Koffer, Schuhe oder Brillen, welche auf Haufen zusammengelegt wurden. Die Vorstellung, dass diese Gegenstände den Opfern des Vernichtungslagers gehörten, ist sehr ergreifend. Am Nachmittag hatten wir eine Stadtführung in Oswiecim, bei der wir uns den jüdischen Friedhof, den Markt, das alte jüdische Viertel und die Synagoge der Stadt ansehen konnten.

Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau erlebten wir am Mittwoch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Direkt nach der Ankunft hatte man ein unangenehmes Gefühl, denn wir haben als erstes das Tor gesehen, durch welches die Waggons fuhren (Bild 2). Die Schienen führten zur Rampe, auf der bei der „Selektion“ über das Schicksal unzähliger Menschen entschieden wurde - entweder der direkte Tod in einer der Gaskammern oder als Arbeitskraft im Lager. Die tatsächliche Größe von Birkenau wirkte überwältigend auf uns. Wenn man in der Mitte des Lagerkomplexes stand, konnte man weder links noch rechts das Ende sehen. Darüber hinaus setzte die Kälte uns zu, unvorstellbar, dass die Gefangenen mit Holzschuhen und einfacher Kleidung oder gar nackt in diesem Lager arbeiten und „leben“ mussten. Nach der Führung in „Auschwitz II“ hatten wir die Möglichkeit, eine Kunstausstellung eines Überlebenden anzuschauen. Der Künstler Marian Kolodziej wurde 1940 als einer der ersten Häftlinge in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Er selbst habe fünfundfünfzig Jahre über die Zeit im Lager geschwiegen, erst nach einem Schlaganfall drückte er seine Erfahrungen über die Kunst aus. Seine Ausstellung zeigt die Schrecken und die Angst, welche alle Opfer durchleben mussten. Seine Werke zeigen die Gefangenen als Skelette, alle von ihnen ausgehungert und schwach. Ein unvergesslicher und emotionaler Einblick in die Gedanken von Marian Kolodziej, den wir alle nicht mehr vergessen werden.

Am vorletzten Tag unserer Studienfahrt erwartete uns ein Zeitzeugengespräch mit Monika Goldwasser im jüdischen Museum von Krakau. Es war ein unglaubliches Gefühl, ihr gegenüberzusitzen. Mithilfe einer Dolmetscherin erzählte sie uns von ihrer Geschichte. Monika Goldwasser wurde 1941 in Myślenice in Polen geboren. Ihre Eltern waren beide jüdisch und um ihre Tochter zu schützen, gaben sie Monika zu den Ursulinenschwestern. Monikas Eltern wurden beide ermordet und sie selbst überlebte, da sie von einem Paar adoptiert wurde. Das Paar wusste über die jüdische Herkunft Monikas und brachten sich selbst damit in Gefahr. Glücklicherweise konnte die Familie ein sorgloses Leben führen. Erst mit 22 Jahren erfuhr Monika die Wahrheit über ihre Herkunft. Nach jahrelangem Schweigen beschäftigt sie sich seit 1990 mit ihrer Vergangenheit und ihrer biologischen Familie. Am Nachmittag hatten wir noch eine Führung durch Krakau und besichtigten einige Sehenswürdigkeiten, wie den „Wawel“, ein Hügel mit einer Burg im Zentrum der Stadt oder die Universität Krakau. Da wir in drei Gruppen unterteilt waren, trafen andere Schülerinnen und Schüler nachmittags auf die Zeitzeugin Rena Rach. Sie wurde 1941 im Krakauer Ghetto geboren. Ihre Eltern stammten aus jüdischen Familien. Während des Krieges gab ihre Mutter sie nach einer waghalsigen Flucht aus dem Ghetto in die Obhut einer polnischen-katholischen Familie. Nach dem Krieg wurde die Familie wieder zusammengeführt. Rachs Vater überlebte als einer der Arbeiter in der Fabrik von Oskar Schindler und dessen bekannter „Liste“. Die Aus- und Nachwirkungen dieser einschneidenden Zeit auf ihre Lebensgeschichte bis heute zu hören, waren sehr beeindruckend. Am Abend konnten wir noch eine Runde über den Weihnachtsmarkt Krakaus gehen, bevor es zurück zum Hotel nach Oswiecim ging. Dort angekommen, haben wir eine Abschlussreflexion gemacht, wo jeder seine Eindrücke der Woche darlegen konnte.

Vor der Heimfahrt am Freitag hatten wir noch die Möglichkeit, uns von dem Ort zu verabschieden. Dafür sind wir in erneut ins Lager Auschwitz-Birkenau gefahren und konnten Rosen niederlegen. Eine Erinnerung an all die Opfer in Auschwitz, beziehungsweise an alle Opfer des Holocaust und der Unterdrückung im NS-Regime.

Unsere Aufgabe ist es nun, die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Zum einen, um dafür zu sorgen, dass solch ein Hass keinen Halt in unserer Welt findet und zum anderen, um all den Opfern dieser Unmenschlichkeit zu gedenken.
Alina Vollert

Förderung

Bild1- OpferBild2 - WaggonTor

Gegen das Vergessen – ein Rückblick über die Exkursion zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Ich glaube, jeder denkt bei dem Begriff „Auschwitz“ sofort an Hitler und die Ermordung mehrerer 100.000 Juden. Doch was hat es genau mit dem Konzentrationslager auf sich und was spielte sich dort ab? Diesen wichtigen geschichtlichen Bestandteil Deutschlands haben wir, die Schüler der Klasse 11, durch eine Exkursion genauer kennengelernt.

Geplant war ein 5-tägiger Ausflug mit drei Lehrern des Fachbereichs Geschichte. Die 8-stündige Anreise mit dem Bus war anstrengend, aber trotzdem waren alle sehr gespannt, was uns erwartet. Am 1. Tag erfuhren wir während eines Vorbereitungsworkshops allgemeine Informationen über die Entstehung vom Arbeitslager bis hin zum Konzentrationslager. Dadurch wurde versucht, uns psychisch auf die kommende Atmosphäre vorzubereiten. Danach besichtigten wir Auschwitz I - das anfängliche Hauptlager. Besonderes Augenmerk dieser Stätte war die Ausstellung von Unmengen von Koffern, Haaren, Kleidung und persönlichem Hab und Gut der Juden. Wie wir uns dort gefühlt haben, kann man gar nicht beschreiben. Obwohl der Holocaust jetzt schon 75 Jahre zurückliegt und wir nichts mehr mit der damaligen Zeit zu tun haben, haben wir uns dennoch irgendwie verantwortlich gefühlt und wollten uns bei den dort anwesenden Juden entschuldigen.

Den 2. Tag verbrachten wir in Auschwitz II - Birkenau, das eigentliche Konzentrationslager, was vor allem durch Filme wie „Schindlers Liste“ bekannt ist. Während der Führung durchs Lager wurde uns erzählt, dass insgesamt 1.1 Millionen Menschen allein in Auschwitz umgebracht worden sind. Dies ist eine Zahl, welche für uns schwer bzw. gar nicht zu realisieren ist. Wir standen vor den Ruinen der Gaskammern und man sagte uns, dass pro „Durchgang“ fast 2000 Menschen auf einmal vergast wurden. An der Stimmung von uns allen konnte man deutlich erkennen, wie uns diese Konfrontation emotional bewegt hat. Diese beklemmende Stimmung zog sich bis zur Rückkehr zum Hotel.

Am 3. Tag lernten wir während einer Führung, vor allem durch das alte jüdische Viertel, Krakau kennen. Danach konnten wir den restlichen Tag mit vier Stunden Freizeit dort ausklingen lassen. Während des gesamten Ausflugs herrschte eine sehr vertraute und entspannte Atmosphäre zwischen uns und den Lehrern. Außerdem war die Schulexkursion von ihnen super durchorganisiert.

Zusammenfassend war es eine gelungene, aber traurige Erfahrung und ist definitiv empfehlenswert!

von Lena Listner (11. Klasse)

Fachbereich Geschichte

„Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Aber die Nachwelt behält sich Korrekturen vor.‟

Ernst Reinhardt (*1932), Dr. phil., Schweizer Publizist; Quelle: Reinhardt, Gedankensprünge. Aphorismen, Friedrich Reinhardt Verlag, Basel 2003

Das Fach Geschichte wird in Sachsen durchgehend von der Klasse 5 bis 12 unterrichtet:

  • Klasse 5: eine Wochenstunde
  • Klassen 6-10: zwei Wochenstunden
  • Grundkurs: zwei Wochenstunden
  • Leistungskurs: fünf Wochenstunden

Der LK Geschichte wird am Sportgymnasium als dritter Leistungskurs angeboten. Die mündliche Geschichtsprüfung findet auf Grundkursniveau statt.

Lehrbücher:

Sekundarstufe I

  • Geschichte und Geschehen, Sachsen, Ernst Klett Schulbuchverlag

Sekundarstufe II:

  • im Grundkurs: Geschichte und Geschehen 11 und 12, Ernst Klett Schulbuchverlag
  • im Leistungskurs: Kursbuch Geschichte, Cornelsen/Volk und Wissen

Methoden:

Die Schüler werden zum Umgang mit verschiedenen Quellenarten befähigt. Dazu gehören u. a.:

  • schriftliche Quellen
  • Bildquellen (Karikaturen, Gemälde, Fotos, Plakate)
  • Karten
  • Statistiken/Diagramme

Unsere Projekte:

Darüber hinaus sollen auch Kompetenzen gefördert werden, die außerhalb des Geschichtsunterrichts eine Rolle spielen. Trotz starker Trainingsbelastungen sind wir dabei bestrebt, den Lernort Schule zu verlassen und mit den Schülern Museen bzw. Gedenkstätten aufzusuchen:

  • ab Klasse 5: Besuche im Archäologischen Museum
  • Klasse 8 und 11: Führungen im Industriemuseum
  • ab Klasse 9: Fahrten zu verschiedenen Gedenkstätten, wie z. B.  Sachsenhausen und Buchenwald

Zusätzlich finden Diskussionen mit Zeitzeugen statt.